
„Der bessere unterscheidet sich von dem guten Friseur durch seine Leidenschaft und Liebe zum Detail“
In Hannover sind viele Friseure ansässig, arbeiten in kleinen und größeren Salons, in Filialbetrieben oder Ketten. Ein Meister seines Fachs ist Mirlind Turkaj. Mit ihm sprach ich in seinem Salon in Hannover-List.
Frage: Zunächst ein paar Fragen zu Deiner Person, Mirlind. Wo wurdest Du wann geboren, wann hast Du Deine Ausbildung und Deinen Meister gemacht?
Antwort: Ich wurde am 29. Dezember 1984 im Kosovo geboren. Im Januar 1998 kam ich im Rahmen des Familiennachzugs nach Deutschland. 2003 folgte meine Ausbildung zum Friseur, die ich im Jahr 2006 mit dem Meister abschloss. Mein Ausbildungsbetrieb Trio Hair & Company beschäftigte mich bis zum Mai 2007. Danach wechselte ich zu Kaya Hair Design und ging im Dezember 2009 in die Selbstständigkeit. Heute beschäftige ich in meinem Friseursalon an der Podbielskistraße vier Gesellinnen und zwei Auszubildende. Im August dieses Jahres kommt ein weiterer Auszubildender dazu.
Frage: Du hast Deinen eigenen Salon 2009 gegründet. Was war Deine Motivation für Deine Selbstständigkeit?
Antwort: Schon ganz früh wollte ich Friseur werden. Mein Vater schnitt uns Kindern immer die Haare, das war sein Hobby. Vielleicht habe ich die Leidenschaft von ihm geerbt, jedenfalls stand ich bei meinem Großvater vor dem Spiegel, experimentierte mit Haargel und Kamm mit Frisuren. Meine Eltern setzen großes Vertrauen in mich und haben mich bei allen Entscheidungen unterstützt. Dazu kommt mein Selbstvertrauen und meine Eigenschaft, mich selbst motivieren zu können, mir selbst positiven Druck zu machen, hart zu arbeiten und an meine Ziele zu glauben. An Wochenenden Party zu machen und zu feiern, war nie meine Sache. So konnte ich mich vollkommen auf mein Ziel konzentrieren. Aber natürlich hat eine solche Vision auch Schattenseiten. So habe ich wenig Zeit für meine Familie, meine Töchter. Für die nahe Zukunft wünsche ich mir eine Erweiterung unseres Standorts. Wenn das nicht möglich ist, kann ich mir auch eine Filiale vorstellen.
Frage: Seit Bestehen des Salons bildest Du aus. Warum?
Antwort: Auf die Frage gibt es im Wesentlichen zwei Antworten: Zum einen möchte ich mir mein eigenes Personal heranziehen, dem ich meine Vorstellungen unseres Berufs vermitteln kann. Zum anderen möchte ich unser Handwerk fördern, das mir sehr am Herzen liegt. Ich denke, dass wir mit der Vermittlung von Leidenschaft und Können recht erfolgreich sind. Unsere Auszubildenden sind wirklich gut, sie schneiden in ihren Prüfungen hervorragend ab. Das liegt daran, dass sie praktisch vom ersten Tag an den Kunden arbeiten können. Ich schaue ihnen dabei sehr genau auf die Finger, gebe Hilfestellung und korrigiere. Wir übernehmen die so Ausgebildeten in der Regel. Zum ersten April fängt ein neuer Lehrling bei uns an. Ich kann nur jeden Jugendlichen ermuntern, sich bei uns zu bewerben. Wir vertrauen unseren Leuten, das zahlt sich aus.
Frage: Auf der Lister Meile alleine stehen 19 Salons. Ist es schwer, gegen die Konkurrenz anzuarbeiten?
Antwort: Nein, es besteht weder eine Konkurrenzsituation noch Kooperationen. Jeder schaut auf sich, alle Saloninhaber haben ihre eigenen Vorstellungen vom Handwerk. Das ist auch gut und richtig so. Druck verspüre ich keinen. Selbst, als ich mich vor 16 Jahren selbstständig gemacht habe, war das so. Ich hatte sehr früh meinen eigenen Kundenstamm, einige dieser Menschen begleiten mich seit Gründung. Ich glaube, es ist ein Fehler, wenn man zu sehr auf die andere Betriebe schaut. Besser wird man nur, wenn man sich seiner eigenen Fehler und Stärken bewusst ist.
Frage: Wo siehst Du Dein Alleinstellungsmerkmal? Was machst Du in Deinen Augen besser als der Wettbewerb?
Antwort: Schwer zu sagen. Ich glaube, da kommen mehrere Faktoren zusammen. Zum einen, die Eigenschaft, immer in Bewegung zu bleiben. Das Friseurhandwerk wird auch von der Mode bestimmt, die bekanntlich häufig wechselt. Dazu kommen Fortbildungen und Seminare, an denen ich teilnehme. Das hilft mir bei der Standortbestimmung, zu wissen, wo mein Handwerk und ich uns befinden. Am wichtigsten ist vielleicht mein Perfektionismus. Es kommt nicht aufs Haareschneiden an, das kann jeder, der es einmal gelernt hat. Es kommt vielmehr auf die Feinarbeit, das Justieren und den Wunsch, jede Frisur leicht und natürlich aussehen zu lassen, an.
Meine Schlussfrage: Was macht einen guten Friseur aus, Mirlind?
Antwort: Hier passt vielleicht der Vergleich zu einem Diamantschleifer. Nur wer mit äußerster Präzision, Null-Fehler-Toleranz und Genauigkeit arbeitet, verwandelt einen trüben Stein in einen funkelnden Diamanten. Eine andere Erklärung: Der Friseur ist gut, der sein Handwerk mit Leidenschaft und Liebe zum Detail betreibt.